Zur Geschichte des Alten Schlosses Penigk
Für den Fortgang des mittelalterlichen Landesausbaues spielten die alten Fernhandelswege eine wichtige Rolle. Dabei kam Flussübergängen stets eine besondere Bedeutung zu. Hier ergaben sich Möglichkeiten und zugleich Notwendigkeiten für einen längeren Aufenthalt und damit für Handwerk und Handel. Die alte Straße vom Erzgebirge über Chemnitz nach Leipzig querte zwangsläufig auch das Muldental an geeigneter Stelle. Somit eine günstige Voraussetzung, um vom slawischen Altsiedlungsgebiet, dem Gau Rochlitz, die Kolonisation nach Süden voranzutreiben.
Politisch gesehen gelten die Burggrafen von Altenburg als Stadtgründer, ihr heraldisches Zeichen, die rote Rose, ziert bis heute das Stadtwappen von Penigk. Etwa um 1220 war dem Geschlecht die Herrschaft Rochsburg vom Markgrafen von Meißen verliehen worden. Zu diesem Gebiet gehörte auch das Territorium der späteren Stadt Penigk. Zur Sicherung des Flussüberganges ließen sie die Wasserburg am strategisch günstigen Muldeknie anlegen.
Die erste Urkunde, die den Bau (PENIK CASTRUM) namentlich erwähnt, ist freilich erst 1356 ausgestellt worden. Damals hatten schon die Burggrafen von Leisnig das Erbe der Altenburger angetreten. Auf Grund wirtschaftlicher Schwierigkeiten kam es 1436 zu einer Teilung des Besitzes in einen Rochsburger und einen Penigker Anteil. Während Rochsburg schon 12 Jahre später an Heinrich Vogt von Gera verkauft wurde, blieb Penigk noch ca. 100 Jahre im Besitz der Burggrafen.
Der Letzte seines Namens war Hugo Burggraf von Leisnig-Penigk (+1538). Seine Tochter Amabilia heiratete um 1526 Ernst II. Herrn von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg. Nach dessen frühem Tod 1534 kamen die sechs Kinder des Paares unter Vormundschaft. Der Großvater, Burggraf Hugo, gehörte selbst bis zu seinem Tod zu diesen Vormündern. Dabei stellte er sicher die Weichen, um seinen Enkeln den späteren Besitz von Penigk zu ermöglichen.
1543 tauschten die Herren von Schönburg, vertreten durch ihre Vormünder, ihre Herrschaften Hohnstein, Lohmen und Wehlen gegen Penig und das 1542 säkularisierte Deutschordensstift Zschillen, das fortan Wechselburg genannt wurde. 1548 erwarben sie zur Arrondierung noch die Herrschaft Rochsburg, die im Schmalkaldischen Krieg stark gelitten hatte.
So vorteilhaft dieser Gebietstausch auf den ersten Blick auch scheinen mag, barg er doch ein erhebliches Konfliktpotential in sich. Mit Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein besaßen die Schönburger reichsunmittelbare Territorien bzw. Reichsafterlehen , unterworfen nur der kaiserlichen Hoheit. In den neu erworbenen Gebieten waren sie jedoch sächsische Landstände bzw. Vasallen mit nur geringen Rechten wie der niederen Gerichtsbarkeit, sowie den Patronats- bzw. Kollaturrecht.
Nach dem Ende der Vormundschaft und der darauf folgenden Erbteilung 1556 gelangte Penigk in den Besitz von Wolf II. Herrn von Schönburg (1532-1581). Dieser, ein resoluter Streiter für die lutherische Religion, residierte meist in Penigk. Schon zu Beginn seiner Regierung ließ er unweit des alten Schlosses den Grundstein für ein neues, repräsentativeres Herrschaftsgebäude legen. Wohl erst unter seinem Enkel Wolf Heinrich I. (1605-1657) kam es zu umfangreicheren Umbauten am Alten Schloss. „Der rechteckige Schlossflügel enthält zwei Kellergeschosse, die den Höhenunterschied zum Muldeufer ausgleichen, und zwei Wohngeschosse. Der Hofseite ist ein Wendelstein vorgelegt, den man über ein Renaissanceportal betritt. Über dem Rundbogen befindet sich das Wappen der Herren von Schönburg, eimgefasst von Pilastern und einem kleinen Giebel. Das Satteldach wird von einfachen Dreiecksgiebeln begrenzt. Auf der Hofseite sind nochmals zwei Zwerchgiebel ausgebildet.[…]Die Einzelformen machen es wahrscheinlich, dass der Schlossflügel in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden ist. (Donath, M., Schlösser und Herrenhäuser links und rechts der Mulde, edition Sächsische Zeitung 2012, S.51) Trotz dieser Erneuerung dürfte das Alte Schloss auf Grund seiner geringen Größe immer weniger als eigentliche Residenz genutzt worden sein.
In der nächsten Generation teilten die Brüder Samuel Heinrich (1642-1706) und Wolf Heinrich II. (1648-1704) den väterlichen Besitz in Wechselburg und Penigk, verbunden jeweils mit einem Anteil der Herrschaft Forderglauchau. Mit August Siegfried Graf von Schönburg-Forderglauchau-Penigk (1678-1763) erlosch diese Nebenlinie wieder. „Damit fiel die Herrschaft Penig an den Grafen Carl Heinrich II. von Schönburg-Wechselburg (1729-1800), der sie seinem jüngeren Sohn Wilhelm Albert Heinrich (1762-1815) übertrug. Der Graf baute das Neue Schloss, das 1711 bei einem Brand schwer beschädigt worden war, um 1790 zu seinem Wohnsitz aus.“ (Quelle s.o.)
Dem Alten Schloß sollte nach dessen Vorstellungen nur noch die Rolle eines Verwaltungsgebäudes zukommen. Geplant war der Abriss des alten Wendelsteines, eine moderne klassizistische Fassadengestaltung mit einem Mittelrisalit und zentralem Eingang. Das große Tonnengewölbe im Haupthaus sollte als Kapelle dienen. Darüber waren Wohnungen für Beamte vorgesehen. Um Platz für Pferdeställe zu schaffen, entwarf man zwei langgestreckte Flügelanbauten, die rechts und links
am Haupthaus anschlossen und den Schlossgrundriss u-förmig verwandelten. Der so entstandene Cour d´honneur wäre dann in den anschließenden Schlosspark des Neuen Schlosses übergegangen.
Von diesen großzügigen Plänen wurde schließlich nur der linke Flügelanbau realisiert, so wie er sich heute noch präsentiert.
1815 starb sowohl Graf Wilhelm Albert Heinrich als auch sein Bruder Karl Heinrich III., letzterer ohne männliche Erben zu hinterlassen. 1823 trat Karl Heinrich Alban (1804-1864), der einzige Sohn des Grafen Wilhelm Albert Heinrich, das Erbe in Forderglauchau, Wechselburg und Penigk an. Er lebte meist in Wechselburg, später in Dresden.
1856 wurde in Sachsen die Patrimonialgerichtsbarkeit abgeschafft. Damit endete auch die schönburgische Einflussnahme auf das Justizwesen in Penigk. 35 Bürger der Stadt nahmen dieses Ereignis zum Anlass, um dem Grafen Alban eine gedruckte Ergebenheitsadresse zukommen zu lassen. Darin heißt es u.a. „Gleichwohl fühlen wir uns im Innersten gedrungen, Ew. Erlaucht für die Segnungen, die unsre Stadt in den verflossenen Dreihundert und dreizehn Jahren von dem Erlauchten Hause im reichsten Maasse erfahren hat, hierdurch unterthänigst zu danken und Hochdieselben zu bitten, uns auch ferner Deren Huld und Gnade werth zu achten.“
Auf Graf Alban folgte sein Sohn Karl (1832-1898), der in jungen Jahren zuweilen im Penigker Schloss wohnte. Er war es aber auch, der das Neue Schloss 1889 an die expandierende Papierfabrik verkaufte. Das Alte Schloss blieb zwar weitgehend ungenutzt, aber noch in Familienhand. Joachim Graf von Schönburg (1873-1943), der nächste und letzte Besitzer ließ für die wachsende Zahl an Katholiken eine Kapelle im Schloss einrichten, die 1912 geweiht wurde. Das Tageblatt schrieb damals: „Die Zufahrtsstraße zum alten gräflichen Schlosse, an welche die Kapelle angebaut ist, war mit Birken- und Fichtenbäumchen geschmückt. Ebenso wehte vom Türmchen des neuen Gotteshauses eine Flagge in den schönburgischen Farben.“
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Gefolge des 1. Weltkrieges zwangen Graf Schönburg 1919, auch das Alte Schloss zu verkaufen. Es folgten Jahrzehnte vielfältiger Nutzung zu Wohn- und Gewerbezwecken. Nach jahrelangem Leerstand erwarb Dr. Alfred Prinz von Schönburg-Hartenstein
2013 das Schloss und begann mit umfangreichen und tiefgreifenden Renovierungsarbeiten.
(Autor: Matthias Frickert)
Heute können im Schloß
- die Orangerie
- die Halle
- die Kapelle
- der Schloßhof
für Hochzeiten, Geburtstags- und Firmenfeiern angemietet werden.